Gasshuku CZ 2022 – JKA Karate Lehrgang mit 3 japanischen Großmeistern

Die hohe Kunst der Transformation von Kata-Techniken in Kumite-Anwendungen – ein Karate Gasshuku der Sonderklasse in Tschechien, geleitet durch die Meister Naka Tatsuya, Okuma Koichiro und Kurihara Kazuaki

Gasshuku – gemeinsames Lernen!

Ein Gasshuku ist nicht einfach nur ein Lehrgang im technischen Sinne. Vielmehr steht die Gemeinsamkeit und der rege Austausch zwischen Schüler und Meister im Vordergrund. Daher fließen im Training neben den höchsten technischen Fertigkeiten auch historische und geistige Aspekte ein, aufgelockert durch den feinen Humor der Meister.

Die JKA (Japan Karate Association) in Tschechien verfügt über eine solide Basis an motivierten JKA Karateka, weshalb die legendären japanischen Meister nun schon seit 17 Jahren gerne in dieses schöne Land kommen. Die exzellenten Trainings, die familiäre Atmosphäre und natürlich auch das gute tschechische Bier locken jedes Jahr unzählige Karateka aus anderen Ländern an, was dieses Gasshuku zu einem international anerkannten und geschätzten Event gemacht hat.

Kihon, Kata, Kumite – die 3 Säulen des Karate!

Das Prinzip der drei Säulen des Karate zog sich methodisch durchdacht wie ein roter Faden durch den gesamten Lehrgang, geknüpft durch die geschickten Hände der Meister.

Kihon steht für das Erlernen und richtige Ausführen der Karate Techniken. In der Kata werden die Techniken zusammengeführt, damit durch Verbindung aller Körperteile mit Timing und Rhythmus ein sinnvoller, harmonischer Ablauf entsteht.

Am Ende soll das stete Üben von Kihon und Kata zu einem effizienten und effektiven Technikeinsatz im Kumite führen.

Kein Kumite in der Pandemie – Aus der Not eine Tugend machen!

Corona bedingt konnten im Honbu Dojo in Tokyo zwei Jahre lang keine Kumite Trainings durchgeführt werden. Wie sollten nun aber die kämpferischen Fähigkeiten aufrecht erhalten werden? – Mit intensivem, durchdachtem und anwendungsorientiertem Kata Training! Kata oder Kihon sollen nicht zum Selbstzweck geübt werden, zum Beispiel um die „perfekte“ Kata zu erreichen, sondern immer mit dem Gedanken an die bestmögliche Anwendung im Kampf. Die Kata soll in einem „Fluss“ ausgeführt werden und nicht zu einem starren, abgehackten Ablauf einander folgender perfekter Einzeltechniken verkommen. Entsprechend dem Kumite Prinzip „go-no-sen“ wird der fließende Übergang von Block zu Gegenangriff auch in der Kata geübt. Ausserdem findet man in vielen Kata auch Anwendungen zu „sen-no-sen“, dem zeitgleichen Gegenangriff in eine gegnerische Attacke hinein.

Zumeist wird Kata-Bunkai als genaue Übernahme der Kata Technik in die Anwendung geübt – dabei stellt sich leider oft die Frage wie realistisch diese Form der Interpretation ist.

Das Faszinierende während des Gasshuku war die durchdachte Überführung der Kata-Abläufe in realitätsnahe Kumite-Übungen, was wir schon zu Beginn des Lehrganges durch Abwandlungen der allerersten Kata „Taikyoku Shodan“ intensivst durchexerzierten.

Hüfte, Hüfte, Hüfte – aus der Mitte entspringt die Kraft!

Jeder Karateka weiß, wie wichtig der Hüfteinsatz ist und übt diesen von Anbeginn seiner Karatelaufbahn. Was aber die 3 Meister diesbezüglich auf dem Lehrgang abgeliefert haben, ist schwer zu begreifen und noch schwerer umzusetzen.

Naka sensei – der Meister der feinen Klinge

Naka schöpft ein unglaubliches Wissen aus jahrzehntelangem Studium aller Budo Künste. Als Meister der ansatzlosen Übergänge hat er uns gelehrt wie durch die richtige Hüftsteuerung eine Bewegung eingeleitet wird und nahtlos weitere Techniken angereiht werden. Kleine Änderungen an Stellung, Körperhaltung und Einsatzwinkel bewirken große Wirkung – ein meisterhaftes und wohl unerreichtes Vorbild.

Okuma sensei – der Meister der 10.000 Tekki pro Jahr

Okuma hat sich seinen Lehrer Naka sensei zum Vorbild genommen und die Vorgabe der alten Meister, 10.000 Tekki Kata im Jahr zu üben, umgesetzt. Es mag absurd klingen, dass gerade eine Kata im kiba-dachi Stand den Körper für Kumite schult, aber Okuma sensei hat mit unglaublich impulsiven Demonstrationen das Gegenteil bewiesen. Durch den seitlichen Stand ist es sehr schwierig, die Hüfte einzusetzen, aber nach geduldigem Üben erhält die Hüfte eine Geschmeidigkeit, welche bei Kampfkombinationen große Vorteile in Bezug auf Schnelligkeit und Technikabfolge bringt.

Wir haben mit Okuma unzählige Male die Tekki 1-3 in verschiedenen Versionen geübt: Am Stand nur Arme oder einzelne Bewegungen mehrmals hintereinander, dann ganze Kata und zwischendurch die Anwendungen. Okuma sensei ist ein unglaubliches Vorbild an zackigem Hüfteinsatz und impulsiver Vorwärtsbewegung. Und abgesehen von der technischen Brillanz ist jedes Training abgerundet durch Menschlichkeit und Humor!

Kurihara sensei – der Meister von Dynamik und Power

Kurihara sensei strahlt eine Aura der Gutmütigkeit und Ruhe aus, aber wenn er eine Technik abfeuert, vibriert der ganze Saal. Am Beispiel von Kata Sochin haben wir stabilen Stand, ruhige fließende Bewegungen und schnelle Richtungswechsel geübt. Kurihara sensei ist die lebendig gewordene Verkörperung von Sochin – was soviel wie „Stärke und Ruhe“ bedeutet. Meine Augen haben den unglaublich starken Hüfteinsatz und das schnappende Kime der Armtechniken zwar wahrgenommen, aber leider fehlte mir das Können zur Umsetzung. Kata Können auf diesem Niveau macht einen Karateka im Kampf zu einem gefürchteten Gegner. Kein Wunder also, dass Kurihara sensei in beiden Disziplinen äußerst erfolgreich war!

Karateka – eine internationale Familie!

Bei einem Gasshuku geht es zwar vor allem um Karate, aber auch um das familiäre Zusammentreffen Gleichgesinnter. Man lernt neue Freunde kennen, trifft alte Bekannte und hört interessante Geschichten. Natürlich darf das eine oder andere Bier nach dem Training auch nicht fehlen. Alles in Allem ist ein Gasshuku eine bereichernde Erfahrung für jeden Karateka, welche oft noch jahrelang nachwirkt.

Besonders das Gasshuku in Tschechien zeichnet sich durch Gastfreundschaft und Karate-Leidenschaft aus. Daher steht für mich eindeutig fest:

I´ll be back